Wir erziehen junge Menschen.
Eine Grundlage der Erziehung ist der pädagogische Bezug des Pädagogen, der Pädagogin zum Kind und Jugendlichen. Der „richtige pädagogische Bezug“, „das eigene schöpferische Verhältnis, das Erzieher*in und jungen Menschen verbindet, baut auf den Merkmalen von Liebe, Achtung und Vertrauen auf", wie Hermann Nohl (1927) beschreibt. So muss auch in Gruppen, in denen im Schichtdienst gearbeitet wird, eine Lebensgemeinschaft entstehen, die für Pädagogen*in und jungem Menschen einen eigenen Sinn hat.
Professionell Gespräche führen mit Kindern und Jugendlichen
Wesentliche Methode der Erziehung und Therapie der jungen Menschen ist die verbale und nonverbale Kommunikation. Zum einen vermittelt das verständnisvolle Zuhören (mit nonverbalen Signalen der Aufmerksamkeit) Wertschätzung, Akzeptanz und Verständnis, zum zweiten kann die Verbalisierung zentraler emotionaler Erlebnisinhalte, verbal und im Spiel, Kindern und Jugendlichen Möglichkeiten der Selbsterfahrung und Selbstaktualisierung öffnen und ihnen helfen, wesentliches zu thematisieren und damit modifizierbar zu machen. Die sogenannte „Klienten zentrierte“ Gesprächsführung folgt den Konzepten von Carl R. Rogers und seinen Schülern, wie Eugene T. Gendlin. Wertschätzung und authentisches Auftreten bestimmen auch die Kommunikation mit den Eltern und Familienangehörigen (siehe Sabine Weinberger 14.Aufl. 2013). Für die besonderen Anforderungen an Gesprächsführung mit den Kindern und Jugendlichen mit psychischen Störungen werden die Mitarbeiter*innen durch die berufsbegleitenden Teambesprechungen mit Rollenspielen, Supervisionen und Fortbildungen qualifiziert.
Verstehen und Lernen im Spiel
Eine wesentliche Möglichkeit der Kommunikation zwischen und mit Kindern bietet das Spiel. Es ist die Sprache des Kindes. Das Kind denkt im Unterschied zum Erwachsenen prälogisch, animistisch und magisch. Es lernt weniger durch Erklärung als vielmehr durch Erleben und Erfahrung. Das Spiel ist wesentliches Ausdrucksmittel des Kindes. Wichtige Inhalte, die das Kind zur Bewältigung seines späteren Lebens wissen und können muss, lernt und erfährt es im Spiel. Im Spiel setzt sich das Kind mit seiner Umwelt auseinander. Die Erfahrungen, die es im Spiel macht, entscheiden letztendlich wesentlich mit über die emotional-soziale und kognitive Entwicklung des Kindes. In vielen selbst erfundenen und frei gewählten Spielen stellen Kinder ihre persönlichen Probleme und Konflikte dar und versuchen, ihre Erlebnisse zu verarbeiten. Aus diesem Grund kommt dem Spielen der Kinder eine große Bedeutung zu. Genauso wenig wie es zu Störungen in der Lern- und Arbeitszeit des Kindes kommen darf, darf auch nicht aus organisatorischen Gründen ein in ein Spiel vertieftes Kind herausgerissen werden. Die Mitarbeiter*innen benötigen Erfahrungen im Spiel mit Kind und Jugendlichen. Theoretische Grundlagen bieten die Spieltherapie und abgeleitete Anleitungen.
Lernen am Modell und operantes Lernen
„Kinder tun nicht, was Erwachsene ihnen sagen, sie tun das, was sie sehen, was Erwachsene tun.“ Das ist die wichtigste Erkenntnis von Bandura aus seiner Begründung des sozialen Lernens. Das ist damit auch die zentrale Aufgabe der Erziehung: Modell für die zu erziehenden Kinder und Jugendlichen sein. Regelkonformes, soziales Verhalten wird dann entstehen, wenn Kinder und Jugendliche dieses Verhalten bei den Pädagoginnen und Pädagogen sehen. Alle Alltagsanforderungen müssen deshalb gemeinsam bewältigt werden.
Nichts ist motivierender für Menschen, Erwachsene, Kinder und Jugendliche, als der Erfolg.
Soziales Verhalten muss deshalb positive Konsequenzen haben. Bewältigung von Alltagsanforderungen, Übernahme von Verantwortung für andere und die Gruppe muss sich lohnen. Positive Konsequenzen sind im Alltag vor allem Aufmerksamkeit, Lob und attraktive Aktivitäten.
Regelübertretungen, dissoziales Verhalten müssen dagegen negative Konsequenzen haben.
Solche Konsequenzen sind vor allem Kritik und Aufgabenerfüllung.
Je zeitnaher diese Konsequenzen erfolgen, umso höher ist ihre Wirksamkeit.
Deutlich mehr Lob als Kritik ist täglich erforderlich, um Sozialverhalten nachhaltig aufzubauen. Wir versuchen mindestens dreimal so viel positive Konsequenzen wie negative Konsequenzen zu setzen. Das erfordert eine große Nähe der Pädagoginnen und Pädagogen zu den jungen Menschen, eine auf die Fähigkeiten der jungen Menschen abgestimmte Alltagsgestaltung und eine differenzierte und reflektierte Zugangsweise.